Bäume adoptieren für das Stadtklima

Gelbe Baumkronen, abgeworfenes Laub, leere Äste. Wer jetzt denkt: Herbst, fallendes Laub, Bäume, die sich auf die Winterruhe vorbereiten, der/die täuscht sich leider. Auch im Sommer, wenn Bäume im sattesten Grün stehen sollten, wirken diese mittlerweile eher trist. Für mich ein schockierender Anblick. Deswegen habe ich mich gefragt, woran liegt das? Und viel wichtiger: Was kann ich dagegen machen?

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Gelbe Baumkronen, abgeworfenes Laub, leere Äste. Wer jetzt denkt: Herbst, fallendes Laub, Bäume, die sich auf die Winterruhe vorbereiten, der/die täuscht sich leider. Auch im Sommer, wenn Bäume im sattesten Grün stehen sollten, wirken diese mittlerweile eher trist. Für mich ein schockierender Anblick. Deswegen habe ich mich gefragt, woran liegt das? Und viel wichtiger: Was kann ich dagegen machen?

Für Stadtbewohner:innen, wie mich, sind Bäume oft eine letzte alltägliche Verbindung zur Natur. Gerade in Berlin sehe ich immer wieder, wie sehr die Menschen ihre Parks lieben und ihre Freizeit in den Grünanlagen verbringen. Grünflächen steigern jedoch nicht nur die Lebensqualität von uns Städter:innen, sondern können auch einen erheblichen Einfluss auf das Stadtklima haben und den CO₂-Ausstoß einer Stadt verringern.

Nach einem kurzen Faktencheck, wird auch klar, warum Städte ihren CO₂-Ausstoß reduzieren müssen:

  • Mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung lebt in Städten
  • Mehr als 75 Prozent der globalen CO2-Emission wird von Städten produziert
  • Städte merken die Auswirkungen des Klimawandels häufig stärker.

Kurzgesagt: Städte müssen von einem Problemverursacher zum Problemlöser werden. Die UN hat dies ebenfalls erkannt. Ihr elftes Ziel für nachhaltige Entwicklung lautet daher: Städte und Kommunen sollen nachhaltig gemacht werden. Dafür können vor allem Bäume in Städten eine Lösung sein. Bäume binden CO₂, produzieren Sauerstoff, kühlen ihre Umgebungstemperatur, sind Lebensraum für Insekten und Vögel, filtern Schadstoffe aus der Luft, reduzieren Straßenlärm und haben einen positiven Effekt auf unsere Psyche. Kurzum für ein gesundes und nachhaltiges Leben brauchen wir mehr Bäume und Grünflächen in der Stadt. Unseren Bäumen geht es aber leider alles andere als gut. Grund dafür ist der sogenannte Trockenstress. Immer mehr Stadtbäume leiden an Wassermangel.

Warum sind unsere Städte wärmer als das Umland?

Vor allem in diesem Sommer stand uns in der Stadt der Schweiß besonders auf der Stirn. Falls man sich aber eine Pause in der Natur gegönnt hat, konnte man eine deutliche Abkühlung gegenüber der Stadt merken. Dieser starke Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land wird Urban Heating Effect, oder städtischer Wärmeinseleffekt genannt. Der Unterschied kann bis zu 15° C betragen. Es ist ein typisches Phänomen des Stadtklimas. In urbanen Ballungsräumen sind im Vergleich zur ländlichen Umgebung bodennah höhere Lufttemperaturen zu beobachten.

Woran liegt dieser beträchtliche Unterschied? Die dicht versiegelte Oberfläche absorbiert die Sonneneinstrahlung und damit Wärme. Außerdem wird verhindert, dass Regenwasser im Boden versickert. Folglich verdunstet das Regenwasser schnell von solchen verschlossenen Flächen. Ohne Pflanzen, die für Transpiration sorgen, tritt zudem kein Kühleffekt ein. Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die die Intensität des Wärmeinseleffektes beeinflussen:

  • Die Größe der Stadt und die Stadtstruktur: dazu zählen unter anderem die Baudichte, die Bauhöhen und der Grünflächenanteil. Größere Städte tendieren dazu, mehr versiegelte Oberflächen zu haben.
  • Auch topographischen und die allgemeineren klimatischen Gegebenheiten spielen eine Rolle, also Klimazone, Wetterlagen, atmosphärische Strömungen. Dies kann natürlich nicht so einfach beeinflusst werden. Die Stadtplanung könnte jedoch berücksichtigen, dass die Anordnung von Straßen so erfolgt, dass natürliche Windströme die Stadt abkühlen.

Der Urban Heating Effect führt dazu, dass der Energieverbrauch für Klimaanlagen ebenfalls zunimmt, was wiederum zu einem höheren Ressourcenverbrauch führt. Da die Energie häufig noch aus fossilen Brennstoffen erzeugt wird, führt eine Zunahme des Stromverbrauchs zwangsläufig zu einem erhöhten Anteil von Schadstoffen und Treibhausgasen in der Luft. Außerdem wird die Umgebungstemperaturen durch die Abwärme der Klimaanlagen weiter aufgeheizt.

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Je wärmer es in Städten wird, desto mehr werden Klimaanlagen benutzt, diese heizen aber auch selber die Luft durch ihre Abwärme (Copyright: Sergei A. bei Unsplash).

Für uns Menschen hat die Hitze der Städte einen direkten negativen Einfluss auf unsere Gesundheit: Dehydrierung, Hitzeerschöpfung, oder Herzinfarkten häufen sich. Hitzefolgen betreffen vor allem die Schwächeren in unserer Gesellschaft, wie ältere Menschen und Kinder. Deswegen müssen wir für Abkühlung in unserer Stadt sorgen.

Natürliche Klimaanlagen

Es gibt eine einfache Möglichkeit die Stadt „natürlich“ zu kühlen: Bäume. Zum einen spenden sie wohltuenden Schatten im Sommer. Zum anderen tragen Bäume bereits dazu bei, dass sich die Umgebungstemperatur erst gar nicht so stark aufheizt. Durch die Verdunstung des Wassers in den Blättern wird ein Kühlungseffekt erzeugt. Zusätzlich wandeln Bäume CO₂ in Sauerstoff um. Durch die Bindung von Feinstaub, Schwefel und Stickoxide wird die Atemluft in der Stadt verbessert. Kurzum: Stadtbäume sind echte Alleskönner!

Die gebundene CO₂-Menge pro Baum variiert sehr stark. Wie viel CO₂ ein Baum bindet und wie schnell er das tut, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehören die Baumart, das Alter des Baumes, dessen Holzdichte oder Zuwachsrate. Aber auch äußere Faktoren wie das Klima, die Bodenqualität oder die Wasserversorgung spielen eine Rolle. Deswegen sind allgemeingültige Aussagen auf diese Frage schwierig. Man kann aber davon ausgehen, dass ein Baum 10 Kilogramm CO₂ pro Jahr speichert. Das entspricht etwa einem Drittel des täglichen CO₂-Ausstoßes eines:r deutschen:r Durchschnitssbürger:in.

Bäume haben durch den Kühlungseffekt und die Reinigung der Luft nicht nur einen positiven Effekt auf unsere physische Verfassung, sondern ebenfalls auf unsere Psyche. Studien zeigen, dass in grünen Straßen lebenden Menschen weniger Depressionen haben, weniger Stress empfinden, weniger an Herzkreislaufkrankheiten leiden und einen aktiven Lebensstil haben. Ein weiteres sehr interessantes Ergebnis ist, dass Stadtgrün auch mit einer niedrigeren Kriminalitätsrate korreliert.

Alles in allem haben Bäume also einen positiven Einfluss auf unser alltägliches Leben. Unsere „Alleskönner“ haben es allerdings nicht leicht, um in Städten zu gedeihen: CO₂, Feinstaub, Strahlungshitze, Bauarbeiten, Streusalzeintrag, Tausalz, Autoreifen und Bodenarbeiten schädigen das Wurzelwerk; Staub und Luftschadstoffe setzen den Blättern zu. Dazu kommen noch kräftiger Starkregen, heftigen Stürmen in Häuserschluchten und eingeschleppter Schädlinge.

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Copyright: Jan Huber bei Unsplash

Wie bekommen wir mehr gesunde Bäume in unsere Stadt?

Die Daniel Schlegel Stiftung hat bereits mehrere Baumpflanzprojekte gestartet, zum Beispiel wurden Bäume in Wilmersdorf und in Halensee gepflanzt. Wichtig ist, dass die Bäume nach der Pflanzung weiterhin gepflegt und vor allem gegossen werden. Die Daniel Schlegel Stiftung stellt dies sicher. Eine Gärtnerei sorgt dafür, dass die jungen Bäume sich gut und gesund entwickeln.

Natürlich ist es nicht möglich, einfach wahllos Bäume im Stadtgebiet zu pflanzen. Aber ein erster Schritt ist, die bereits vorhanden Bäume zu pflegen damit diese genügend Wasser kriegen. Das ist ganz einfach: Ich, zum Beispiel, habe kurzerhand ein paar Bäume in meiner Straße „adoptiert“. Das heißt, ich gieße diese Bäume regelmäßig und räume den Müll auf der Baumscheibe weg.

Sehen die Bäume vor deinem Haus auch pflegebedürftig aus? Das sollte man beim Gießen beachten:

  • Am besten am frühen Morgen gießen, da der Boden dann am aufnahmefähigsten ist. Möglich ist auch die Zeit nach Sonnenuntergang. Auf jeden Fall sollte man nicht in der Mittagssonne wässern, da das Wasser sofort verdunsten würde.
  • Lieber einmal die Woche zehn Gießkannen pro Baum gießen als jeden Tag ein bisschen. Es bringt wenig, wenn das Wasser nur an der Oberfläche bleibt, da es schnell verdunstet. Mehrere Kannen pro Baum lassen das Wasser bis in die Wurzeln sickern.
  • Wenn der Boden sehr trocken und hart ist, diesen mit einer Hacke etwas auflockern, damit das Wasser besser abfließen und die Wurzeln erreichen kann.
  • Falls Du für noch mehr Grün sorgen möchtest, kannst Du den Boden, um den Baum mit kleinen Grünpflanzen bepflanzen. Eine Bepflanzung der Baumscheibe verhindert eine schnelle Verdunstung des Wassers. So können die Pflanzen länger von ihrem Wasserproviant zerren. Greif dafür am besten zu robusten und insektenfreundlichen Gewächsen. Ob dies erlaubt ist, kannst Du beim zuständigen Grünflächenamt erfragen.
  • Zu viel Gießen gibt es nicht!

Ansonsten sollten keine Fahrräder an Bäume angeschlossen werden, da die Rinde verletzt werden könnte. Auch Hundeurin schädigt die Bäume. Berlin hat zirka 433.000 Bäume: Wir haben also eine große Aufgabe vor uns. Also ran an die Gießkannen und die Bäume in Deiner Nachbarschaft gießen!

Wir haben also festgestellt, dass Städte große CO2 Emissionen produzieren und unter den Auswirkungen selber leiden. Das liegt zum Beispiel am Urban Heating Effect, der das Stadtklima erhitzt. Die Konsequenzen sind anstrengend für Mensch, Tier und Natur. Sie können jedoch durch gesunde Bäume verringert werden. Daher ist die Adoption von Bäumen eine gute Möglichkeit, die Umwelt zu schützen und das Stadtklima angenehmer zu machen.

Ella Straubinger

Ella hat immer ein Buch dabei. Sie probiert gerne neue vegane Rezepte aus und ist gerne in der Natur unterwegs- egal ob zu Fuss, mit dem Fahrrad, oder im Kanu.
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