Klimawandel und unser CO2-Fußabdruck: Ein PR-Trick des Öl- und Gaskonzern BP

In der heutigen Zeit hat nahezu jeder schon einmal vom CO2-Fußabdruck im Kontext des Klimawandels gehört. Doch was steckt hinter der Entstehung und Verbreitung dieses Konzepts, und welche Rolle spielt dabei ausgerechnet das Öl- und Gasunternehmen BP?

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In der heutigen Zeit hat nahezu jeder schon einmal vom CO2-Fußabdruck im Kontext des Klimawandels gehört. Doch was steckt hinter der Entstehung und Verbreitung dieses Konzepts, und welche Rolle spielt dabei ausgerechnet das Öl- und Gasunternehmen BP?

Was ist der CO2-Fußabdruck?

Der CO2-Fußabdruck ist ein Mittel, das uns hilft, Auswirkungen auf den Klimawandel einzuschätzen. Dies kann auf eine Person, ein Unternehmen oder ein Produkt abgestimmt sein. Das zugrunde liegende Prinzip ist, dass die Aktivitäten der Menschen den Ausstoß von Treibhausgasen verursachen, welche letztendlich zur Erderwärmung beitragen. Praktisch ausgedrückt ist der CO2-Fußabdruck also ein Indikator für den Beitrag zur Erderwärmung einer Person, eines Unternehmens oder eines Produkts. Das Konzept lässt sich auf jegliche Aktivitäten anwenden, wie zum Beispiel eine Veranstaltung, eine Hotelübernachtung oder eine Dienstreise mit einem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug.

Da es viele verschiedene Treibhausgase gibt, handelt es sich genau genommen um den Treibhausgas-Fußabdruck. Der Einfachheit halber werden alle Treibhausgase in CO2-Äquivalente umgerechnet. Bei den anderen Gasen handelt es sich zum Beispiel um Methan (CH4), Lachgas (N2O), Schwefelhexafluorid (SF6), Fluorkohlenwasserstoffe (FKW), Perfluorcarbone (PFCs) und Stickstofftrifluorid (NF3) (Was ist ein CO2-Fußabdruck?). Letztendlich ist der CO2-Fußabdruck also ein äußerst nützliches Konzept, das dabei hilft, Einsparungspotenziale aufzudecken.

Die Etablierung des CO2-Fußabdrucks durch den Konzern BP

Der CO2-Fußabdruck ist aus dem Konzept des ökologischen Fußabdrucks entstanden. Dieses wurde 1994 von Mathis Wackernagel und William Rees entwickelt. Doch erst durch das Öl- und Gasunternehmen BP wurde der Begriff richtig etabliert, als es diesen für seine eigenen Zwecke einsetzte. 2003 veröffentlichte das Unternehmen einen Werbespot, in dem Menschen auf der Straße über ihren CO2-Fußabdruck befragt wurden. Am Ende des Spots stand BP für “Beyond Petroleum” statt für das übliche “British Petroleum”. 2004 veröffentlichte der Konzern einen CO2-Fußabdruck-Rechner auf der eigenen Website, damit jeder sich ausrechnen konnte, wie das eigene tägliche Leben – zum Beispiel der Weg zur Arbeit, Essen einkaufen und Reisen – den Klimawandel beeinflusst. Im Jahre 2006 war der Slogan der PR-Kampagne “It’s time to go on a low carbon diet”, sprich “Es ist Zeit, unsere Treibhausgasemissionen zu reduzieren“, groß auf der Website mit einem CO2-Fußabdruck-Rechner daneben zu sehen. Die Nachricht dahinter: Wir alle tragen Schuld an den Treibhausgasemissionen und dem daraus folgenden Klimawandel. Heutzutage findet man CO2-Fußabdruck-Rechner auf den Websites vieler gesellschaftlicher und staatlicher Institutionen, wie der Europäischen Union, dem Umweltbundesamt, Greenpeace oder dem WWF

Es stimmt natürlich, dass jeder einen Beitrag zur Reduktion des Klimawandels leisten kann und sollte. Jedoch ist das Unternehmen BP mit seinem riesigen CO2-Fußabdruck gezielt durch die Kampagne in den Hintergrund gerückt. Der Konzern erklärte den CO2-Fußabdruck als die Verantwortung jeder individuellen Person und vermittelte zugleich den Eindruck, dass er selbst schon etwas dagegen unternehme, da er ja die Kampagne gestartet hat, die uns alle an unsere Verantwortung erinnert.

Produktionsaktivitäten von BP

Hinter den Kulissen machte BP währenddessen mit dem Tagesgeschäft weiter. Wie man in dem folgenden Graph sieht, erhöhte sich die Ölproduktion von BP nach 2003

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2018 kaufte BP sich massive Öl- und Gasreserven im Westen von Texas. Währenddessen bemühte sich der Konzern im selben Jahr, seine Initiativen in Kohlenstoffärmere Energien zu investieren, zur Schau zu stellen. Jedoch waren es tatsächlich nur 2.3% der Gesamtinvestitionen.

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Kritik am CO2-Fußabdruck

Obwohl der CO2-Fußabdruck uns durchaus aufzeigen kann, wie wir unsere Emissionen eindämmen können, muss man sich auch bewusst sein, dass die Verbraucher nur das letzte Glied in einer sehr langen Kette sind. Wir haben kaum Einfluss darauf, wie die Güter hergestellt und verfügbar gemacht werden. Den haben lediglich die Hersteller und Händler, die primär darauf abzielen, durch den Verkauf einen Gewinn zu erlangen. Eine interessante Studie dazu machten 2008 Forscher vom MIT in den Vereinigten Staaten. Sie stellten fest, dass in den Vereinigten Staaten sogar eine obdachlose Person, die in Suppenküchen isst und in einem Obdachlosenheim schläft, indirekt 8,5 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr verursacht. Dies ist zwar wesentlich niedriger als die damals durchschnittlichen 20 Tonnen in den Vereinigten Staaten, jedoch immer noch deutlich höher als die damaligen 4 Tonnen Durchschnitt für die gesamte Welt. Das Fazit ist, dass es nur begrenzt möglich ist, in einer von Kohlenstoff abhängigen Gesellschaft einen geringen CO2-Fußabdruck zu haben, um damit den Klimawandel zu verlangsamen.

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Treibhausgasemissionen in Deutschland

Nimmt man die Treibhausgasemissionen in Deutschland nach Sektoren 2022 unter die Lupe, wird schnell klar, woher die meisten Emissionen stammen. Die drei größten Sektoren sind die Energiewirtschaft, die Industrie und der Verkehr. Hier fällt die Energiewirtschaft mit 34,3% deutlich mehr ins Gewicht als die anderen beiden. An zweiter Stelle steht die Industrie mit 22% und an dritter Stelle der Verkehr mit 19,8%.

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Auf die Energiewirtschaft und die Industrie hat der Verbraucher keinen direkten Einfluss, also bleibt der Verkehr. Hier ist der Verbraucher auf Alternativen zum Auto wie Züge oder öffentliche Transportmittel angewiesen. Jedoch lässt der Ausbau der Infrastruktur hier noch zu wünschen übrig. In ländlichen Regionen sind lückenlose und effiziente Verkehrssysteme des öffentlichen Personenverkehrs momentan noch selten und bieten oft keine Alternative zum Auto. In Bezug auf den Zugverkehr zeigt diese interaktive Karte, wie das Schienennetz in Deutschland über die letzten Jahre abgebaut wurde. Zudem gibt es auch Recherchen dazu, dass das vorhandene Schienennetz in Europa momentan nicht sehr kundenfreundlich genutzt wird. Diese interaktive Karte von Greenpeace zeigt, wie viele der möglichen Direktverbindungen von Großstädten momentan genutzt werden. Zum Beispiel bietet Berlin momentan 19 von 38 möglichen Direktverbindungen an. Klar ist, dass es viel Potenzial gibt, kundenfreundlichere Alternativen anzubieten, da das Umsteigen längere Reisezeiten und teure Tickets bedeutet. Letztendlich ist es aber so, dass auch wenn der Verbraucher nicht am längsten Hebel sitzt, es trotzdem einige einfache und lohnenswerte Maßnahmen gibt, die man ergreifen kann, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren und damit den Klimawandel zu bekämpfen.

CO2-Fußabdruck und Verbraucher

Bei Verbrauchern sind hauptsächlich die CO2-Fußabdrücke von Alltagsgegenständen relevant, beziehungsweise welche Gegenstände der Verbraucher sich kauft. Hier hat zum Beispiel ein Auto einen Abdruck von mehreren Tonnen CO2, während ein Fahrrad weniger als 200 Kilogramm hat. Regionale und saisonale Lebensmittel schlagen deutlich geringer aus als Lebensmittel, die aus anderen Kontinenten stammen. Laut einem Bericht aus 2021 von Statista ist die durchschnittliche Treibhausgasbilanz für eine deutsche Person 11,17 Tonnen und ist wie folgt aufgeteilt: Der größte Teil mit 3,79 Tonnen entfällt auf sonstigen Konsum, wie zum Beispiel Bekleidung und Freizeitaktivitäten. Anschließend kommen das Wohnen mit 2,04 Tonnen und die Ernährung mit 1,69 Tonnen.

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Im Internet gibt es mehrere CO2-Fußabdruck-Rechner, die uns mit Fragen zu unserem Alltag einen CO2-Fußabdruck berechnen. Einer der umfangreichsten ist von WWF (WWF-Klimarechner) und beinhaltet 35 Fragen, welche die Bereiche Ernährung, Mobilität, Heiz- und Energieverbrauch und Konsumverhalten abdecken. So ist klar, dass der Verbraucher mit seinen Entscheidungen durchaus Einfluss auf das Klima hat. Und wie können Verbraucher der Gesellschaft helfen und ihren Fußabdruck verringern?

Ernährung

Beim Thema Ernährung erhöht derjenige, der viel Fleisch, Fisch und Milchprodukte kauft, seinen Fußabdruck. Ebenso verhält es sich mit Obst und Gemüse, das nicht in der Saison ist oder aus einer anderen Region stammt. Verbessern kann man seine Bilanz, wenn man viele Produkte mit Labels wie Bio, Fairtrade und MSC kauft.

Mobilität

Beim Thema Mobilität ist es am besten für das Klima, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Bei Elektroautos und Verbrennern ist es so, dass Elektroautos zwar emissionsarm fahren können, jedoch der Produktionsprozess für die Batterie einen sehr großen CO2-Fußabdruck hinterlässt. So hat eine Studie von ADAC ergeben, dass ein E-Auto nach 45.000 bis 60.000 Kilometern einen Klima-Vorteil gegenüber Verbrennern aufweist. Jedoch gibt es hier viele Faktoren, die dies weiter beeinflussen können, unter anderem die Fahrweise, die Treibstoffeffizienz des Fahrzeugs und welcher Strom genutzt wird. Letztendlich ist es manchmal nicht möglich, auf ein Auto oder gar einen Verbrenner zu verzichten, aber wer die Möglichkeit hat, sollte hier seine Emissionen reduzieren.

Energie

Bei der Energie kommt es stark darauf an, was für ein Heizungs- und Warmwassersystem der Verbraucher hat und was der Energiestandard des Gebäudes ist (unsaniert, saniert, Altbau, Neubau, Niedrigenergie- oder Passivhaus). Als Mieter hat man leider keinen Einfluss auf diese Faktoren. Sonst schlagen auch noch andere Aspekte ins Gewicht wie die Temperatur in der Wohnung, die Temperatur bei den Waschgängen, ob ein Trockner genutzt wird und was die Energiestandards der Geräte sind.

Konsum

Ganz am Ende steht noch der Konsum, welcher am stärksten ausschlägt. Hier ist es hauptsächlich so, dass derjenige, der seinen Konsum eindämmt, dem Klima etwas Gutes tut. Es geht darum, nicht regelmäßig billig produzierte neue Kleider oder Möbel zu kaufen, welche Haushaltsgeräte angeschafft werden oder welche Freizeit- und Kulturaktivitäten aufgesucht werden. Zum Beispiel schlägt jemand, der jährlich eine Kreuzfahrt bucht und immer die neuesten Kleider sowie das neueste Apple Produkt hat, wesentlich mehr ins Gewicht.

Statt sich ständig neue Kleider zu kaufen, kann man zum Secondhand-Laden gehen oder nach einer Kleidertauschbörse im Internet suchen. Genauso ist es für Möbel; diese kann man zum Beispiel auf Kleinanzeigen oder auf Flohmärkten massenhaft finden. Wer seinen Urlaub plant, kann viele naheliegende Reiseziele entdecken. Zum Beispiel geht Kitesurfen genauso gut an der Ostsee wie in Marokko. Um an das Ziel zu kommen, bietet das Deutschlandticket auch günstige Möglichkeiten im Nahverkehr.

Fazit

Klar ist letztendlich, dass der Planet sich erwärmt. Man sieht einen Trend, nach dem fast jedes Jahr wärmer als das vorherige ist. Jeder sollte seinen Beitrag leisten, um gegen den Klimawandel anzukämpfen, aber es sollte auch jedem klar sein, dass große Konzerne wie BP eine immense Rolle bei der Transformation spielen.

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BP wollte mit seiner Kampagne die Verantwortung für den Klimawandel von sich weisen. Das wäre vergleichbar mit einer Getränkefirma, die ihre Kunden aufgrund des Trinkens aus ihren Flaschen der Umweltverschmutzung bezichtigt , oder ein Tabakkonzern, der Rauchern die Schuld gibt, dass sie abhängig von ihren Produkten geworden sind. Jeder Beitrag gegen den Klimawandel ist wertvoll, aber um die notwendigen Veränderungen zu erreichen, müssen wir das Gesamtbild der Treibhausgasemissionen in allen Sektoren betrachten. Da wir als Verbraucher auf viele Sektoren nur sehr wenig Einfluss haben, ist es wichtig, an politischen Wahlen teilzunehmen. Darüber hinaus gibt es auf kommunaler Ebene das wertvolle Instrument der Bürgerbegehren zur Durchsetzung direkter Demokratie. So können wir uns für umfassende Transformationen einsetzen, denn es ist entscheidend, dass neben dem individuellen Handeln auch die Politik und die Unternehmen in die Verantwortung genommen werden.

Kevin Smyth

Beruflich jongliert Kevin mit Frachtplänen und Lieferungen in der Logistik. Bei uns jongliert er mit Worten für die Umwelt. Vom 'Warehousing' zum 'Wordsmithing' widmet er sich gerne mehreren Tätigkeiten. Zwischendurch schaltet er mit etwas Sport oder einem Ausflug in die Natur ab.
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