CO2-Anteil Deutschlands: Ein Blick auf den Beitrag zur globalen Erwärmung

Wenn über die größten „Klimasünder“ gesprochen wird, ist China ein beliebtes Negativbeispiel. Uns selbst sehen wir nur sehr selten in einer entsprechenden Rolle, vielmehr wird in Deutschland doch viel für das Klima getan – oder nicht?

Industrieanlage mit Emissionen, die den CO2-Ausstoß in Deutschland darstellt. Bild von Marcin Jozwiak.

Wenn über die größten „Klimasünder“ gesprochen wird, ist China ein beliebtes Negativbeispiel. Uns selbst sehen wir nur sehr selten in einer entsprechenden Rolle, vielmehr wird in Deutschland doch viel für das Klima getan – oder nicht?

Die Rolle Deutschlands im globalen CO2-Ausstoß

Ein Bericht der Wirtschaftswoche fasst die Erkenntnisse aus den aktuellsten Studien und Statistiken (Global Carbon Budget 2022, EDGAR Emissionsreport 2023) zusammen: Der Beitrag von Deutschland zum globalen CO2-Ausstoß ist demnach zwischen 1,76% und 1,82% anzusiedeln.

Im Vergleich zu Ländern wie China (30,9%) oder den USA (13,49%) klingt dies zunächst wenig relevant. Jedoch ist der Wert unter Berücksichtigung von Größe und Einwohnerzahl ins Verhältnis zu setzen. Aufschlussreicher ist daher der errechnete Pro-Kopf-Verbrauch von CO2: In 2021 lag dieser laut Wirtschaftswoche bei 8,1 Tonnen. Damit liegt Deutschland global betrachtet zwar hinter Ländern wie China oder den USA, jedoch immer noch in den Top 10 und im rein innereuropäischen Vergleich sogar in den Top 7.

Trotz des absolut betrachtet niedrigen Beitrags zum globalen CO2-Ausstoß ist hier Deutschland also keinesfalls ein „kleines Licht“, das sich aus der Verantwortung ziehen und die Maßnahmen anderen Ländern überlassen kann. Insbesondere der hohe Pro-Kopf-Verbrauch ist ein Anlass für Handlungsbedarf; zudem nimmt Deutschland als eine der stärksten europäischen Wirtschaften eine Vorbildrolle ein, wie beispielsweise von der Website Klimafakten und Quarks im Einzelnen näher erläutert.

Aktuelle Entwicklungen im Bereich erneuerbare Energien in Deutschland

Fatih Birol, der Executive Director der Internationalen Energieagentur IEA, sieht in seinem Gastbeitrag in der Financial Times die Welt an einem historischen Wendepunkt: Er sagt einen kurzlebigen Anstieg der Nachfrage nach fossilen Energieträgern in nächster Zukunft, anschließend aber eine nachhaltige Hinwendung zu erneuerbaren Energien voraus.

 

Einer der wichtigsten Schritte zur Senkung des CO2-Ausstoßes ist auch für Deutschland die Energiewende: Unter diesen Begriff fällt jedoch nicht nur der Wechsel zu erneuerbaren Energien, sondern beispielsweise auch die Steigerung der Energieeffizienz sowie der Netzausbau, wie das Umweltbundesamt erklärt.

Die konkreten Anteile schwanken laut Bericht der Tagesschau zwar, grob kann jedoch festgehalten werden, dass etwa die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms mittlerweile aus erneuerbaren Energiequellen wie Solar- oder Windkraft stammt. Bis 2050 soll dieser Wert laut EEG (ErneuerbareEnergien-Gesetz) 80% betragen.

Während sich auch in Privathaushalten momentan Solaranlagen (z.B. in Form kleiner Balkonkraftwerke) großer Beliebtheit erfreuen, ist die Solarenergie laut Bericht der Zeit leider aber auch der einzige Bereich, in dem Deutschland seine Ziele erreicht bzw. sogar übertrifft.

Um sowohl Solar- als auch Windanlagen vollumfänglich effektiv nutzen zu können, ist zudem ein Ausbau der vorhandenen Netze notwendig. Im September 2023 hat in diesem Zusammenhang in einem Großprojekt der umstrittene Bau der Stromverbindung Suedlink begonnen, mit der Windenergie aus Norddeutschland in den Süden transportiert werden soll. Bis zur Fertigstellung soll es allerdings noch mehrere Jahre dauern.

Solarpaneele im Wald als Symbol für Schritte zur CO2-Reduktion und Energiewende. Bild von Moritz Kindler.
Solarpaneelen im Wald. Bild von Moritz Kindler via Unsplash

Herausforderungen und Chancen für die deutsche Wirtschaft im Zusammenhang mit dem Klimawandel

Laut „Energiewende-Barometer 2023“ der deutschen Industrie- und Handelskammern stehen viele der befragten Unternehmen der Energiewende und den damit verbundenen Maßnahmen skeptisch gegenüber. Es wird u.a. die mangelnde Planbarkeit beklagt, eine Abwanderung in andere Länder befürchtet und ein Setzen auf Freiwilligkeit anstelle verbindlicher Vorgaben gefordert. Insgesamt sehen über die Hälfte der Unternehmen negative Konsequenzen der Energiewende auf das eigene Geschäft voraus.

Die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen ist vor dem Hintergrund der Entwicklungen der letzten Jahre, beginnend mit der Corona-Krise, über den Ukraine-Krieg und die Energiekrise, sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Klar ist jedoch auch: Nichtstun ist keine Alternative – zumindest nicht langfristig betrachtet.

Unter der Leitfrage „Wird die Energiewende nicht viel zu teuer?“ erläutert die Bundesregierung, dass die durch den fortschreitenden Klimawandel zu erwartenden finanziellen Schäden weitaus höher wären als die aktuellen Kosten und Aufwände für die Energiewende.

Einer der Gründe, weshalb dieses vielzitierte Argument oft nicht „gehört“ wird, liegt in der Funktionsweise des menschlichen Gehirns begründet: Zukünftige, abstrakte Gefahren wie der Klimawandel werden nicht als gleich wichtig eingestuft wie greifbare, aktuelle Gefahren – beispielsweise in Form einer Unternehmenspleite – und deshalb automatisch „ausgefiltert“. Hinzu kommen zudem der Effekt der sog. „Optimismusverzerrung“, durch den vom Gehirn für die eigene Zukunft positive Ereignisse als wahrscheinlicher eingestuft werden als negative und die „ApokalypseBlindheit“, die negative Folgen des eigenen Handelns in der Zukunft quasi unvorstellbar wirken lässt.

Basierend auf diesen psychologischen Erkenntnissen erscheint es also für die Regierung wenig erfolgversprechend, nur mit der Angst vor einer Klimakatastrophe die Maßnahmen zur Energiewende zu rahmen, zumal diese insbesondere aus kurzfristiger Sicht eben tatsächlich zu einer finanziellen und organisatorischen Mehrbelastung führen. So logisch und notwendig die Ergreifung dieser Maßnahmen aus wissenschaftlicher Sicht natürlich ist, um Schlimmeres zu verhindern, so wenig wird dies in der Bevölkerung in letzter Konsequenz verinnerlicht.

Das Potenzial erneuerbarer Energien für eine nachhaltige Wirtschaft in Deutschland

Es gibt allerdings daneben auch genügend andere gute Argumente, sowohl Unternehmen als auch Bürger*innen den Umstieg auf erneuerbare Energien mit konkreten positiven und greifbaren Effekten schmackhaft zu machen, wie u.a. Greenpeace erläutert:

Erneuerbare Energien aus eigenen, deutschen Quellen, sorgen für Unabhängigkeit von nur noch begrenzt vorhandenen fossilen Energieträgern, für Versorgungssicherheit und stabile Kosten für Verbraucher*innen – das Umweltbundesamt führt hierzu aus, dass Strom aus fossilen Energien bis 2050 mehr als doppelt so teuer sein wird wie Strom aus erneuerbaren Quellen. Die Fortentwicklung von Technologien und damit verbundene Effizienzsteigerung ist längerfristig zudem geeignet, auch für Produktionsunternehmen die Energiekosten zu senken. Regionale Energieproduktion führt zudem zur Schaffung von Arbeitsplätzen und eine Stärkung der lokalen Wirtschaft.

Windkraftanlagen in Deutschland symbolisieren Unabhängigkeit und nachhaltige Energie.
Windkraft als Schlüssel zur Energieunabhängigkeit und Kostensenkung. Bild von onlyyouqj auf Freepik

Maßnahmen und Strategien zur Reduzierung des CO2-Anteils in Deutschland

Obwohl der politische Diskurs lebhaft ist und alle Interessengruppen aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Situation betrachten – es ist mittlerweile klar, dass die Energiewende kommen muss. Die Frage ist nur, wie?

In vielen Bereichen gibt es Vorgaben aus der EU, die es umzusetzen gilt. Die EU hat sich in diesem Rahmen durch das Europäische Klimagesetz verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden. Auf internationaler Ebene ist zudem das Pariser Klimaabkommen aus 2015, mit dem sich fast 200 Staaten u.a. auf die Begrenzung der Erderwärmung auf 2,0 bzw. 1,5 Grad einigten, ein geläufiger Begriff.

Deutschland hat in diesem Zusammenhang u.a. in 2016 den Klimaschutzplan 2050 erlassen, der in einem Gesamtkonzept Maßnahmen zum Erreichen der Klimaschutzziele festlegt. Neben der Umstellung auf erneuerbare Energien soll u.a. der Energiebedarf von Gebäuden massiv gesenkt werden.

Zudem wurde 2019 das Klimaschutzprogramm 2030 beschlossen, das verschiedene Maßnahmen zur CO2-Einsparung vorsieht. Neben Anreizen, verbindlichen Zielen und Steuerungsmaßnahmen geht es im Programm vor allem um finanzielle Umverteilungen auf Grundlage der Besteuerung von CO2.

Etwas konkreter wurde es im Folgenden durch das Klimaschutzsofortprogramm 2022 und das Bundesklimaschutzgesetz aus dem Jahr 2021, durch die im Wesentlichen Fördermittel zur Verfügung gestellt wurden. Aktuell liegt zudem der Entwurf eines Klimaschutzprogramms 2023 vor.

Schnell wird hier klar: Die politischen Maßnahmen sind genauso komplex wie das Problem, das sie zu lösen versuchen. Und vor allem nicht ausreichend: Der NDR berichtet dass weder die Ziele, die Deutschland für sich selbst gesetzt hat, genügen, die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, noch die Maßnahmen des Klimaschutzprogramms 2023 ausreichend sind, um diese Ziele zu erreichen, wie der Expertenrat für Klimafragen in seinen Analysen feststellte. Insbesondere im Hinblick auf die Bereiche Verkehr (Stichwort Tempolimit) und Gebäude besteht laut Bericht noch Handlungsbedarf.

Fazit

Es gibt viel tun – Deutschland hat zwar bereits einige Erfolge im Hinblick auf CO2-Reduktion und Energiewende verzeichnen können, diese reichen jedoch bei Weitem noch nicht aus. Und auch wenn unser Beitrag zum globalen CO2-Verbrauch als gering angesehen wird, kann dieses Argument nicht zu Passivität führen. Jeder Beitrag und jede politische Positionierung für eine klimafreundlichere Zukunft zählen.

Annika Rischmüller

Normalerweise anzutreffen beim Stubenhocken und Introvertieren deluxe, inklusive schreiben, lesen, Podcasts hören, nerdy Filme schauen und komischer Verrenkungen auf dem Wohnzimmer-Teppich, die ursprünglich mal Yoga sein sollten. Gelegentlich aus dem Haus zu locken mit der Aussicht auf niedliche kleine Hunde oder einen besonders guten FroYo.
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