Wo liegt das Problem?
Einem UN-Bericht zu Emissionen im Milchsektor zufolge werden bei der Herstellung eines Liters Milch im weltweiten Schnitt 2,4 Kilo CO2 freigesetzt. Zur Veranschaulichung dieses Werts wird hier häufig der Vergleich mit der Verbrennung eines Liters Benzin herangezogen. Dies beinhaltet noch nicht die Folgeverarbeitungen, die beispielsweise bei Lagerung, Erhitzung bzw. Kühlung und Transport der Milch entstehen. Doch was genau macht die Milchproduktion so umweltschädlich?
Auswirkungen auf die Umwelt und ihre Ursachen
Vielleicht erinnern sich einige noch an die typischen Cartoon-Bilder in den Naturkundebüchern der Grundschulzeit, auf denen pupsende Kühe als eine der Hauptursachen der schwindenden Ozonschicht dargestellt wurden.
Gänzlich falsch ist die Darstellung nicht: Kühe stoßen Methangas aus, welches für das Klima noch zehn- bis zwanzig Mal schädlicher ist als CO2. Dies war aber in Zeiten vor der Massentierhaltung eigentlich kein Problem: Eine Kuh gleicht die negativen Effekte ihres Gasausstoßes aus, indem sie das Gras auf ihrer Weide zum Wachsen anregt, welches letztendlich durch die Bindung von CO2 wiederum eine positive Umweltauswirkung hat. Diese Gleichung funktioniert aber nicht mehr, wenn Kühe in Massenställen gehalten werden und eine Weide nur in ihren kühnsten Träumen zu Gesicht bekommen.
Anstelle des frischen Grases bekommen Stallkühe Futter aus Soja- oder anderen Getreidearten. Diese Praxis bringt neben dem fehlenden beschriebenen Umweltausgleich der Kuh auch noch viele andere Probleme mit sich: Die Fütterung mit Soja-Futter führt im Ergebnis aufgrund einer anderen Zusammensetzung der Gülle, die sich ergibt, zu einer massiven Überdüngung der Böden, welche wiederum durch die Freisetzung von Stickstoff negative Umweltfolgen mit sich bringt. Bei der Fütterung mit anderen Getreidesorten ist zu bedenken, dass die Anbauflächen theoretisch auch für die Herstellung von Getreide für den menschlichen Konsum genutzt werden könnten (und teilweise auch dringend dazu benötigt würden).
Nicht zu vernachlässigen ist in diesem Zusammenhang natürlich auch die gesundheitliche Auswirkung auf die Milchkühe selbst: In einem Quarks-Artikel wird die enorme körperliche Belastung der Tiere durch die künstlich in die Höhe getriebene Milchabgabe mit einem Menschen gleichgesetzt, der drei Mal am Tag einen Marathon läuft. Hinzu kommen noch die gesundheitlichen Auswirkungen miserabler Bedingungen in der Massenhaltung.
Effekte verschiedener Haltungsbedingungen
Nicht nur für die Kühe selbst, sondern auch für die Umwelt sind tierfreundlichere Haltungsformen zu bevorzugen: Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes kam zu dem Ergebnis, dass Weidehaltung eine bessere Umweltbilanz aufweist als Stallhaltung und – vielleicht wenig überraschend – ökologisch orientierte Betriebe ebenfalls weniger zur Umweltbelastung beitragen als konventionelle. Die Ursache liegt im Wesentlichen in der Futterproduktion, die bei konventionellen Milchherstellungsbetrieben laut der Studie den größten Beitrag zur negativen Klimawirkung leistet (s.o.).
Pflanzliche Milchalternativen
Neben der notwendigen Verbesserung der Bedingungen in der Milchindustrie selbst, käme natürlich auch eine Konsumreduzierung der Umwelt zugute.
Hier haben Verbraucher*innen die Wahl, denn mittlerweile bieten alle Supermärkte diverse Alternativen zur Kuhmilch an: Hafermilch, Mandelmilch, Sojamilch, und so weiter. Das TeamClimate vergleicht in einer Aufstellung die verschiedenen Alternativen im Hinblick auf CO2-Emissionen sowie Inanspruchnahme von Fläche und Wasserverbrauch bei der Herstellung. Das Ergebnis: Alle Alternativen sind weniger umweltschädlich als Kuhmilch, allerdings gibt es auch bei pflanzlichen Ersatzprodukten gewisse Fallstricke: Während die beliebte Mandelmilch für am wenigsten CO2-Ausstoß sorgt, ist sie beim Wasserverbraucht direkt auf dem zweiten Platz hinter Kuhmilch. TeamClimate-Empfehlung daher: Hafermilch.
…aber ist Kuhmilch nicht gesünder?
So zumindest haben viele es in der Kindheit gelernt: Wir erinnern uns an die tägliche Milch vom Schulkiosk, die einen nährstoffreichen Pausensnack darstellen sollte, oder unsere Lieblingsstars mit lustigen Milchbärtchen in der Got Milk?-Werbekampagne der amerikanischen Milchindustrie in den frühen 2000er Jahren. Tatsächlich sind die gesundheitlichen Vorteile aber gar nicht so groß, wie wir es in Erinnerung haben. Das Correctiv erklärt die Zusammenhänge und Hintergründe der entsprechenden Marketingmaßnahmen auch der deutschen Milch-Lobby und stellt nach Analyse der aktuellen Studienlage fest: Die gesundheitlichen Benefits von Kuhmilchkonsum beispielsweise aufgrund des enthaltenen Calciums sind wissenschaftlich gar nicht so eindeutig, sondern zumindest umstritten.
Fazit
Wie immer gilt: Das Problem hat nicht nur eine Ursache und somit auch nicht nur eine Lösung. Genau wie bei anderen Umweltthemen ist hier sowohl die Politik gefragt, die regulierend oder fördernd in die Rahmenbedingungen der Industrie eingreifen kann, als auch die Akteur*innen in der Milchindustrie selbst – und schließlich können ebenso wir als Verbraucher*innen Einfluss nehmen, indem wir mit unseren Kaufentscheidungen Signale setzen und die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Alternativen erhöhen.