Die Ozeane dienen nicht nur als Sehnsuchts- und Erholungsraum für Millionen von Menschen, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Wetter- und Klimamustern weltweit. Inmitten der Herausforderungen durch die menschengemachte Klimakrise agieren die Ozeane als Puffer, indem sie einen Großteil der globalen Erwärmung absorbieren. Ohne lebendige Meere gäbe es nicht nur einen Verlust an biologischer Vielfalt, sondern auch ernsthafte Auswirkungen auf das Klima und die Wetterregulierung. Diese Gewässer, die eine Quelle von Nahrung, Arbeit und sogar Sauerstoff sind, stehen jedoch vor einer wachsenden Bedrohung: der Verschmutzung durch Plastikmüll und andere Umweltverschmutzungen.
Ozeane sind Lebensspender: Die Bedeutung der Meere für Mensch und Natur
Die weltweite Verschmutzung der Ozeane durch Plastikmüll stellt eine ernsthafte Bedrohung für die marinen Ökosysteme dar. Etwa 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt und dennoch schwimmen heute laut WWF in jedem Quadratkilometer der Meere hunderttausende Teile Plastikmüll. Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit von Maßnahmen zum Schutz unserer Ozeane.
Die Zukunft der Menschheit ist untrennbar mit dem Schicksal der Ozeane verbunden. Um diesem fundamentalen Zusammenhang gerecht zu werden, bedarf es eines umfassenden Engagements für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Ozeane. In den folgenden Abschnitten werden Initiativen und Lösungsansätze vorgestellt, die sich aktiv für die Säuberung und den Schutz der Ozeane einsetzen.
Das Ausmaß der Plastikflut
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung verdeutlicht, dass drei Viertel des Mülls im Meer aus Plastik bestehen und jährlich 4,8 – 12,7 Millionen Tonnen Plastik in die Meere gelangen.
Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments betonen, dass 730 Tonnen Abfall täglich im Mittelmeer landen, wobei Fischerei- und Aquakulturabfälle 27 Prozent des Meeresabfalls ausmachen. Besonders problematisch sind die sogenannten „Geisterfanggeräte“, also Fanggeräte, die auf See verloren gegangen sind. Um diese besser zu finden und zu bekämpfen, sind fortschrittliche Instrumente zur Identifizierung erforderlich. Die Abgeordneten setzen sich daher dafür ein, in Forschung und Innovation für umweltfreundliche Fanggeräte zu investieren.
Artensterben
Die Gefahr für Robben im niederländischen Wattenmeer durch Fischernetzreste und Kunststoffabfälle hat sich zwischen 2010 und 2020 vervierfacht, so eine Studie des Robbenzentrums Pieterburen. In diesem Zeitraum gab es 145 Strandungsmeldungen, bei denen sich vor allem Kegelrobben (81,4 Prozent) in Fischernetzen verwickelt hatten. Die Zahl der Strandungen stieg seit 2017 an, mit einem Höhepunkt von 38 gestrandeten Robben im Jahr 2019.
Von den 145 gestrandeten Robben waren 15 bereits tot, 30 lebende Tiere konnte man nicht aus ihrer Verhedderung befreien. 41 Tiere wurden am Fundort erfolgreich befreit, während 59 aufgrund von Verletzungen eingefangen und in Rehabilitationszentren gebracht wurden. Die Überlebensrate der in die Rehabilitation aufgenommenen Tiere lag bei 85,7 Prozent.
Die Forscher:innen sehen die Zunahme von verhedderten Robben als erhebliche Gefahr für die betroffenen Populationen. Öffentliche Programme und staatliche Maßnahmen werden gefordert, um den Eintrag von Fischernetzresten ins Meer zu reduzieren. Der Großteil der Kunststoffabfälle stammt aus der Schifffahrt und Fischerei, insbesondere Fischernetze.
Die Bedrohung für Eissturmvögel durch Plastikmüll ist alarmierend. Untersuchungen an der deutschen Nordseeküste zeigen, dass zwischen 88 % und 97 % der Mägen von tot aufgefundenen Eissturmvögeln Kunststoffmüll enthalten. In fast der Hälfte der Fälle (rund 49 %) wird mehr als 0,1 Gramm Kunststoff in den Mägen gefunden, ein Wert, der gemäß der OSPAR-Konvention auf höchstens 10 % begrenzt sein sollte. Dieses Ziel wird aufgrund der langsamen Zersetzung von Kunststoffen im Meer voraussichtlich erst in ferner Zukunft erreicht.
Obwohl Deutschland die OSPAR-Konvention unterzeichnet hat, bleibt die Einhaltung des 10 %-Ziels unrealistisch, da große Mengen Kunststoff weiterhin ins Meer gelangen. Der Indikator basiert auf Untersuchungen von toten Eissturmvögeln, die an der deutschen Nordseeküste gefunden werden und zeigt eine leicht rückläufige Tendenz in Bezug auf verschluckten Kunststoff, aber die Zahlen bleiben besorgniserregend hoch.
2017 hat Whale and Dolphin Conservation über einen Wal mit über 800 Kilogramm Plastik im inneren des gestrandeten Tieres berichtet.
Im Verhältnis: Laut Statista haben Einwohner Deutschlands 2021 etwa 41 Kilogramm Plastikverpackungsmüll pro Kopf verursacht. Somit hat der Wal etwa den Jahresverbrauch von ca. 20 deutschen Einwohner:innen in sich tragen müssen.
Initiativen zum Schutz der Ozeane
Die Bedeutung des Schutzes der Ozeane erfordert globale Anstrengungen, jedoch kann die Umsetzung von gesetzlichen Vorschriften auf internationaler Ebene zeitaufwändig sein. In Anbetracht dessen haben sich verschiedene Initiativen gebildet, die aktiv zum Schutz der Ozeane beitragen. Einige dieser Initiativen sind:
The Ocean Cleanup ist eine innovative Initiative, die sich auf die Entwicklung fortschrittlicher Technologien zur Reinigung der Ozeane von Plastikmüll konzentriert. Das Unternehmen wurde 2013 von Boyan Slat gegründet und setzt auf spezielle Systeme, um Plastik aus den Ozeanen zu entfernen. The Ocean Cleanup setzt auf passive Systeme, die durch die Strömung des Wassers angetrieben werden, um Plastikmüll einzufangen und zu sammeln. Das System hat das Potenzial, bis zu 50 % des Great Pacific Garbage Patch innerhalb von fünf Jahren zu entfernen, und soll bis 2040 nahezu 90 % des Ozeanplastiks beseitigen.
ProOcean ist eine Organisation, die sich dem Schutz der Meere und ihrer Bewohner widmet. Die Initiative setzt auf vielfältige Maßnahmen, um Meeresverschmutzung zu bekämpfen und das Bewusstsein für die Bedeutung der Ozeane zu schärfen. ProOcean führt nicht nur Müllsammlungen in Mangrovenwäldern auf den Philippinen durch, noch bevor Plastikmüll in die Meere gelangen kann, sondern setzt auch auf Bildungsprojekte, um das Bewusstsein für die Plastikverschmutzung zu schärfen – letzteres in Zusammenarbeit mit der Daniel Schlegel Umweltstiftung. Im Rahmen dieser Aktivitäten werden lokale Arbeitsplätze geschaffen und transparente Engagements für UN-Nachhaltigkeitsziele demonstriert.
Die deutsche Stiftung Meeresschutz engagiert sich leidenschaftlich für den Erhalt und Schutz der Meere. Die Stiftung setzt auf gezielte Projekte, um die vielfältigen Ökosysteme der Ozeane zu bewahren. Allein im Jahr 2022 hat die Stiftung Meeresschutz mehr als 5 Millionen Euro für die Erforschung und Bekämpfung der Plastikflut in den Meeren bereitgestellt. Mit einem Fokus auf langfristige Lösungen investiert die Stiftung in Programme zur Erforschung und Reduzierung von Fischerei- und Aquakulturabfällen, mit dem Ziel, bis 2030 mindestens 50 % dieser Abfälle zu eliminieren.
Handeln gegen die Plastikmüllflut: Eine gemeinsame Verantwortung
Die weltweite Zunahme von Plastikmüll bedroht die Ozeane und ihre Bewohner in besorgniserregendem Maße. Es ist an der Zeit, nicht nur durch Spenden an gemeinnützige Institutionen, sondern auch durch persönliches Engagement aktiv zu werden. Die globale Zerstörung unserer Lebensgrundlagen erfordert ein kollektives Umdenken und entschiedenes Handeln. Nur gemeinsam kann die wachsende Plastikmüllflut gestoppt und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt minimiert werden.
Die drastische Reduktion von Plastik stellt eine entscheidende Maßnahme dar, um unnötige Verpackungen im großen Stil zu vermeiden. Ein Dialog mit Industrie und Politik ist dabei von essenzieller Bedeutung. Zusätzlich gilt es, Einwegprodukte durch nachhaltige Mehrweglösungen zu ersetzen. Dies erfordert Studien, Aufklärungsarbeit und die Unterstützung von Unternehmen bei der Implementierung von Mehrwegsystemen.
Die Verhinderung des Plastikeintrags in die Umwelt und Gewässer erfordert den Aufbau eines funktionierenden Recyclings, insbesondere in Ländern mit unzureichender Müllentsorgung, wie Indonesien, Thailand, China und vielen Weiteren.
Die Bergung von Plastik aus der Natur spielt eine kritische Rolle im Schutz der Meeresumwelt. Maßnahmen zur Verhinderung von Lebensgefahr für Meerestiere, wie die Säuberung von Stränden, Bergung von Geisternetzen und Reinigung von Korallenriffen, sind unabdingbar. Gleichzeitig müssen die Entstehung von Mikroplastik durch Maßnahmen wie Filteranlagen in Flussmündungen gestoppt werden.
Im Kontext von Ressourcenverbrauch, Nachhaltigkeit und ökologischem Rucksack sind Projekte zur Reduzierung von Plastik im Meer von großer Bedeutung. Diese nachhaltigen Lösungen minimieren nicht nur den ökologischen Fußabdruck, sondern tragen auch zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs bei. Die Förderung von Müllbanken und faire Bezahlung spielt eine zentrale Rolle, um Plastik als Wertstoff zu begreifen. Schulungen zu Upcycling und die Armutsbekämpfung durch die Beseitigung von Plastikmüll tragen dazu bei, die Verantwortung jedes Einzelnen im Umgang mit Plastik zu stärken.
Ausblick und Engagement
Die Problematik der Plastikmüllflut erfordert fortlaufende Information und Zusammenarbeit. Auf Basis der Kooperation zwischen der Daniel Schlegel Umweltstiftung und dem ProOcean-Team werden zukünftig weitere Informationen zu diesem Thema bereitgestellt.
Der World Oceans Day am 8. Juni bietet ebenfalls eine Gelegenheit, Gewohnheiten zu überdenken und das Handeln positiv auf Umwelt und Ozeane auszurichten. Es ist eine jährliche Erinnerung der Vereinten Nationen daran, dass unser Engagement einen entscheidenden Einfluss auf die Zukunft der Ozeane hat.