Was ist die AMOC und wie funktioniert sie?
Die Atlantische Umwälzzirkulation ist ein riesiges Strömungssystem, das warmes, leichtes Wasser aus den Tropen an die Ozeanoberfläche und dann nordwärts trägt, wo es dann abkühlt, in die Tiefe sinkt, und wieder südwärts fließt. Insgesamt bewegt die AMOC 15 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde – das entspricht 6.000 olympischen Schwimmbecken.
Die AMOC-Zirkulation wird durch den Salzgehalt des Wassers aufrechterhalten, denn salzhaltiges Wasser ist schwerer als Süßes. Dementsprechend ist das Wasser im nördlichen Atlantik, wo das warme, salzige Wasser aus den Subtropen abkühlt, also sehr salzhaltig. Damit tauchen wir auch schon ins nächste Thema ein, denn wenn es in der Region einen Zufluss von Süßwasser gibt – etwa durch schmelzendes Eis – dann wird das Wasser weniger salzig, also weniger schwer, weswegen es nicht mehr richtig absinkt. Das führt dann zu einer Verlangsamung der AMOC. Dadurch kommt weniger Salznachschub in die Region, weswegen die AMOC weiter verlangsamt – ein sogenannter Rückkopplungs-Loop.
Um zu verstehen, was diese Verlangsamung für Konsequenzen haben wird, müssen wir uns erst einmal anschauen, wie die AMOC unsere Erde beeinflusst.
Wie beeinflusst die atlantische Zirkulation das Klima weltweit?
Der nordwärts Strom des warmen Wassers ist für die vergleichsweise wärmeren Temperaturen der nördlichen Hemisphäre verantwortlich, denn die AMOC transportiert bis zu 25% der gesamten Wärme des Atlantiks in Richtung der Nordhalbkugel. Der Atlantische Ozean ist übrigens der einzige Ozean, in dem Wärme vom Äquator aus nach Norden fließt. Der Verlauf der AMOC ist damit ein Hauptgrund dafür, dass Nord- und Westeuropa durchschnittlich wärmer sind als Kanada, obwohl sie ungefähr im selben Breitengrad liegen.
Die AMOC ist aber nicht nur dafür zuständig, die Temperatur im und um den Atlantik zu regulieren, sondern spielt auch eine wichtige Rolle als Kohlenstoffsenke. Als Kohlenstoffsenke wird ein natürliches Reservoir bezeichnet, das vorübergehend mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnimmt und speichert, als es abgibt. Die AMOC erfüllt diese Funktion, indem das abgekühlte, schwere Wasser beim Absinken in den höheren Breiten gelösten Kohlenstoff mit sich zieht. Es ist auch wichtig, dass das warme, kohlenstoffhaltige Wasser in die kühleren, höheren Breiten transportiert wird, denn Wasser in höheren Breiten speichert Kohlenstoff besser. Das liegt daran, dass niedrige Temperaturen die Auflösung von CO₂ in der Atmosphäre erleichtern.
All diese Prozesse tragen dazu bei, dass die AMOC die größte Kohlenstoffsenke der nördlichen Hemisphäre ist. Was passiert also, wenn die AMOC sich verlangsamt?
Welche Veränderungen werden im Zuge der AMOC-Abschwächung wegen der globalen Erwärmung in der atlantischen Zirkulation erwartet?
Zu diesem Thema hat der Weltklimarat 2019 einen Spezialreport herausgebracht, in dem alle verfügbare Literatur analysiert und zusammengefasst wird. Sie kommen darin zum Schluss, dass eine verlangsamte atlantische Zirkulation zu einem höheren Anstieg des Meeresspiegels in der Nordsee führen würde. Außerdem würde eine schwächere Zirkulation weniger Wärme von den (Sub)Tropen nach Norden transportieren können, weswegen mit zunehmender Trockenheit und mehr Dürren in Südasien und der Sahel-Region zu rechnen ist. Verringerter Regenfall in diesen Regionen hätte extreme Auswirkungen auf die Getreideproduktion – das beeinflusst uns auch in Deutschland, denn das würde zu Migrationsdruck und weltweiten Versorgungsproblemen führen.
Was Deutschland angeht, erwarten die Forscher:innen, dass wir es mit zunehmendem Niederschlag und Stürmen zu tun bekommen, sowie mit zunehmend kälteren Temperaturen.
Konkrete erwartete Auswirkungen haben Forscher:innen in der folgenden Grafik dargestellt:
Sollte die AMOC gänzlich kollabieren, würden die Temperaturen im Nordwesten Europas um mehr als ein Grad pro Jahrzehnt fallen, wobei die Temperatur in manchen Städten um 5 bis 15 Grad sinken könnte. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass die Forscher:innen selber sagen, dass ein Kollaps in naher Zukunft unwahrscheinlich ist. Wie unwahrscheinlich genau, schauen wir uns jetzt an.
Wie wahrscheinlich ist ein Kollaps der AMOC?
Die meisten Forscher:innen sind sich einig, dass ein Kollaps bis 2100 sehr unwahrscheinlich ist. Um 2300 herum liegt die Wahrscheinlichkeit eines Kollapses allerdings schon bei 44%, sollten wir es nicht schaffen, Emissionen zu verringern. Allerdings ist es so, dass, Kollaps hin oder her, eine AMOC-Schwächung allein schon weitreichende Konsequenzen haben kann – und dass die Zirkulation tatsächlich gerade an Stärke verliert, ist schon nachgewiesen. In 2018 fanden Forscher:innen heraus, dass die AMOC seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts schon 15% der Gesamtstärke verloren hat und somit schwächer ist als je zuvor im letzten Millennium. Bis 2100 könnte diese Kennzahl schon bei 40% liegen, sofern wir die CO₂ Emissionen nicht drastisch verringern. Dass die Schwächung der Atlantik-Zirkulation auf uns Menschen zurückgeht, ist zweifellos nachgewiesen, denn es gibt deutliche Unterschiede im Vergleich zur vorindustriellen Periode.
Was muss getan werden? Fazit ziehen.
Deutlich wird: Es gibt viel zu tun, aber was zu tun ist, ist klar. Emissionsverringerung steht an – und zwar drastisch. Das 1,5 Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens haben wir zwar nun überschritten, aber jeder Bruchteil eines Grades zählt. Wir wissen, was für Effekte sowohl die AMOC Schwächung als auch ein AMOC Kollaps hätten, und auch, dass diese Szenarien unbedingt verhindert werden müssen.
Im Alltag ist es für Menschen teilweise schwierig, einen nennenswerten Beitrag zur Emissionsreduktion zu leisten, obwohl individuelle Maßnahmen auch ihren Platz in der Aktionskette haben. Konsumentscheidungen etwa haben einen riesigen Impakt auf Firmenverhalten und Branding. Wenn wir also alle gemeinsam als Klimaschützer:innen zu Produkten greifen, die das Klima schonen oder sogar gut für die Umwelt sind, und wenn möglich auch zu Produkten, die in unserer Nähe hergestellt wurden, können wir viel erreichen.
Besonders wichtig ist es außerdem, Parteien und Politiker zu wählen, die sich für Umwelt und Klimaschutz einsetzen. Die Politik ist nämlich am besten dazu in der Lage, große Emittenten in den Sektoren Energie, Industrie und Verkehr durch Gesetze in die Schranken zu weisen. Aber auch Petitionen und Bürgerentscheide, als Instrumente der direkten Demokratie, haben das Potenzial, politische Entscheidungen zu beeinflussen, unabhängig von Parteiprogrammen. Über folgende Karte von GermanZero findest du bereits bestehende Gruppen, die sich auf kommunaler Ebene gegen den Klimawandel einsetzen und sich über jede Unterstützung freuen.
Organisationen wie DUH, NABU, Greenpeace oder das Umweltinstitut München schreiben zudem sehr regelmäßig Petitionen aus, mit großer Transparenz und Forschungsarbeit dahinter. Ein Blick lohnt sich immer.
Ansonsten gilt es, sichtbar zu sein und demokratische Werte zu verteidigen. Gemeinsam zu demonstrieren, sich zu informieren, andere zu informieren. Nicht aufgeben. Und wenn ihr auch noch mehr darüber wissen wollt, was die Daniel Schlegel Umweltstiftung für Projekte durchführt, schaut euch hier aktuelle Projekte an: https://danielschlegel-umweltstiftung.org/projekte/